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Geboren am 19. Dezember 1973 in Kenia, einem Land, das immer mehr unter dem Einfluss der absolutistischen
Demokratur Jomo Kenyattas und, ab 1978, der seines Nachfolgers Daniel Toroitich Arap Moi litt,
wuchs Eric als Einwohner von Nairobi in einem Schmelztiegel musikalischer Stile auf.
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Da waren die traditionellen Lieder und Tänze der Kikuyu, seines Stammes, die von seinen Verwandten und
auch in der Schule aufgeführt wurden. Da waren die Hits der kenianischen Popkünstler, oft
auf Kisuahili gesungen, der gemeinsamen Sprache Ostafrikas. Dann war da noch das Radio, das den
Rest der Welt ins Haus brachte.
"Ich habe eine ganze Menge westlicher Musik gehört," erzählt der junge Musiker, der zur Zeit
am Berklee College in Boston, USA Musikproduktion und Komposition studiert. "Die Jackson 5, ABBA, R.E.M.,
insgesamt gesehen wird im kenianischen Radio mehr westliche Musik gespielt, als Musik aus Kenia."
Seine ersten Bühnenerfahrungen sammelte Eric Wainaina in der Grundschule mit Aufführungen
von Gilbert & Sullivan und Rodgers & Hammerstein Musicals. Als er sich dem Ende der Highschool-Zeit
näherte, sang er als Tenor auf Festivals. Das war auch die Zeit, in der er sich intensiv mit
Acapellamusik beschäftigte. Inspiriert durch Acts wie Take 6 und Ladysmith Black Mambazo, die durch
ihre Mitarbeit an Paul Simons Album Graceland auch im Westen bekannt geworden waren, gründete er
zusammen mit ein paar Freunden die Gruppe 5 Alive.
"Wir sind kreuz und quer durch Kenia getourt, "erinnert sich Eric. "Manchmal waren es drei oder vier
Auftritte an einem Wochenende. Wir sangen viele Gospelsongs, also waren wir sonntags oft in Kirchen,
vielleicht zwei- dreimal, und am Tag davor auf einer Hochzeit oder einem Jugendtreffen."
Mit steigender Popularität zuhause gewannen auch die Auftritte an Bedeutung, einschliesslich
der Gelegenheit, als Vorgruppe von Barry White aufzutreten. Angespornt durch ihren Erfolg in Kenia
versuchten sich Wainaina und seine Freunde auch im Ausland. Aber trotz erfolgreicher Auftritte in
der Schweiz, England und Nordirland blieb die Anerkennung, nach der sie suchten, aus. "Wir suchten in
Grossbritannien nach Ruhm und Glück, aber beide blieben uns fern... Ich denke, Acappella war
zu der Zeit einfach nicht das, was der Markt haben wollte."
Die Gruppe kehrte nach Kenia zurück, um neue Pläne zu schmieden. Wainaina hatte durch Eric Ajouga vom
Berklee College gehört und als er sich die Erfolge von Absolventen dieser Musikschule ins
Gedächtnis rief, wurde ihm klar, dass ihn sein nächster Schritt noch weiter von
Zuhause entfernen würde, als jemals zuvor.
Noch während seines Studios setzte er das neue Wissen und die vorhandenen Erfahrungen
ein, um sein erstes Soloalbum zu produzieren, "Sawa Sawa", für das er drei Jahre
brauchte. Zusammen mit seinen musikalischen Mitstreitern, Christian Kaufmann (der das Album
auch produzierte), Salmon Kitololo, Ali Makunguru und Ben Wainaina entstand ein Meisterwerk,
das in seiner Vielfalt Erics stete Suche nach musikalischer Identität und Ausdrucksform
symbolisiert. Das Material ist dreisprachig, Kikuyu, Kisuahili und Englisch, und verbindet
äusserst sensibel ostafrikanische Rhythmik mit westlicher Harmonielehre.
Das Album war ein Smashhit in Kenia und enthält unter anderem den nationalen Superhit
"Nchi ya Kitu Kidogo" ("Land der 'kleinen Dinge'"), einen Protest gegen die allgegenwärtige
Korruption in Regierung und Verwaltung, der ihn beinahe zu einer Art Volkshelden machte und
einer Stimmung im Lande Ausdruck verlieh, die nicht unerheblich zum friedlichen Führungswechsel
Ende 2002 beitrug. Unterstützt werden die teils satirisch überhöht vorgetragenen
Themen durch Beiträge der beliebten kenianischen Comedygruppe "Reddykyulass", die als
Zwischenspiele Brücken zwischen den Songs schlagen.
Eric Wainaina möchte nach Abschluss des Studiums zunächst nach New York gehen
und dort seine künstlerische Arbeit fortsetzen. Aber das betrifft nur die nähere
Zukunft. Er wird irgendwann nach Kenia zurückkehren, um seinen Traum zu erfüllen:
"Ich möchte in Kenia ein Weltklassestudio aufbauen, wo Weltklassekünstler auf
Recordingsafari gehen können," beschreibt Eric Wainaina diesen Traum. "Man nimmt ein
paar Tage lang Songs auf, und dann geht man einfach raus und sieht sich Land und Leute an,
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Sawa Sawa
2001
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